Wissenswertes über Eulen und Greifvögel
Eulen und Greifvögel sind zwar nicht miteinander verwandt, sich in vielen Aspekten jedoch ähnlich
Weltweit sind ca. 8.800 Vogelarten bekannt. Fast 5 % davon entfallen auf Greifvogel- (287) und Eulenarten (133). 9 Eulen- und 14 Greifvogelarten brüten derzeit mehr oder weniger regelmäßig in Österreich. Weiters sind eine Eulen- und 10 Greifvogelarten als Brutvögel in Österreich ausgestorben und besuchen unser Land nur entweder im Sommer, im Winter oder als Zugvögel.
Übersicht
Ähnlich und doch verschieden
Greifvögel und Eulen sind NICHT miteinander verwandt. Übereinstimmungen entwickeln sich durch die Nutzung derselben Lebensräume, sowie durch ähnliche Ernährungsweisen.
Auffallendste Ähnlichkeiten
Der krumme Schnabel und die dolchartigen, spitzen Krallen.
Auffallendster Unterschied
Bei Eulen sind zwei Zehen nach vorne und zwei nach hinten gerichtet (die Außenzehe ist nach rückwärts wendbar), bei Greifvögeln hingegen drei nach vorne und eine nach hinten.
Weitere Unterschiede und Besonderheiten
Turmfalken, Wanderfalken, Sakerfalken etc. unterscheiden sich äußerlich nicht sonderlich stark von anderen Greifvögeln wie Adlern, Habichten, Sperbern und Bussarden. Alle Greifvögel sind exzellente Luftjäger bei denen erstaunliche Flugkünste zu beobachten sind.
Durch die Art und Weise wie sie ihre Beute töten, kann man Falken und andere Greifvögel aber sehr wohl unterscheiden. Falken fixieren ihre Beute mit den Füßen und töten sie innerhalb von Sekunden mit einem gezielten Schnabelbiss in die Halswirbelsäule oder das Hinterhaupt.
Andere Greifvögel „greifen“ die Beute und töten sie auch mit ihren Krallen. Habichte oder Sperber „kneten“ das gefangene Tier intensiv durch, wobei die nadelspitzen Krallen einen schnellen Tod verursachen.
Auch in Bezug auf den Horstbau sind Unterschiede zu erkennen. Wie Eulen bauen Falken keinen Horst sondern benutzen Krähen-, Elstern- oder andere Greifvogelnester oder ziehen ihre Jungen in Felsnischen und Baumhöhlen auf. Andere Greifvögel dagegen bauen ihre Nester in Felsen oder auf Bäumen, je nach Lebensraum auch auf dem Boden.
Gewölle
Eulen und Greifvögel – wie auch Störche, Reiher und insektenfressende Singvögel – produzieren Speiballen, sogenannte Gewölle, wobei unverdauliche Teile der Beute (Zähne, Nägel, Krallen, Federn, Schuppen, Haare, Außenpanzer von Insekten, etc.) einige Zeit nach dem Verzehr wieder hochgewürgt werden.
Greifvögel besitzen einen Kropf
In diesem können sie größere Mengen der Beute speichern. Für unnötigen Ballast in Form von unverdaulichen Teilen ist in einem Greifvogelkropf allerdings kein Platz. Daher zupft ein Greifvogel kleine Bissen aus seiner Beute und braucht zum Verzehr reichlich Zeit.
Eulen haben einen dehnbaren Magen
Sie können ein kleineres Beutetier sehr schnell im Ganzen verschlingen. Im Gewölle von Eulen sind daher immer viele Knochen zu finden, bei Greifvögeln nur wenige.
Arbeitsteilung bei Eulen- und Greifvogelpaaren
Eulenweibchen brüten alleine und werden vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Bei vielen Greifvogelarten lösen die Männchen ihre Partnerin oft kurzfristig zur Brut ab, bei einigen (Sperber, Weihen) brüten, wie bei den Eulen, nur die Weibchen. Das Männchen versorgt das Weibchen und auch die Jungvögel während ihrer ersten Lebenswochen mit Nahrung, das Weibchen übernimmt die Fütterung und das Warmhalten der Jungen.
Mit Beginn der Eiablage mausern auch viele Weibchen, das heißt sie wechseln ihr Federkleid. Zu dieser Zeit fliegen sie durch die Brut wenig und werden vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Ausgezeichnete Sinne
Greifvögel und Eulen sind hochspezialisierte Jäger, die zumeist schwierig zu fangende Beute erlegen.
Bei Eulen ist vor allem der Gehörsinn vorzüglich ausgebildet. Ein Gesichtsschleier aus Federn dient als Schalltrichter und verhilft fast allen Eulenarten (auch einzelnen Greifvogelarten, wie z. B. Kornweihen) Geräusche aufzufangen und deren Ursprung exakt zu orten.
Bei extrem nachtaktiven Eulenarten wie Raufußkauz und Schleiereule sind zudem die Ohröffnungen rechts und links in unterschiedlicher Höhe lokalisiert (beim kleinen Raufußkauz liegt die rechte äußere Ohröffnung 6,5 mm höher als die linke). Diese Asymmetrie hilft Eulen auch bei völliger Dunkelheit ihre Beute zu fangen, da die Geräusche des Beutetieres in unterschiedlicher Zeit die Ohren erreichen. Aus dieser Zeitdifferenz kann die Eule ganz genau ermitteln wo sich die Beute befindet.
Auch das Sehvermögen ist bei Eulen gut entwickelt, sie sehen auch tagsüber sehr gut. Da alle Eulenarten unbewegliche, starre Augen besitzen, müssen sie den ganzen Kopf bewegen, um in eine andere Richtung zu sehen. Dazu kann der Hals um bis zu 270° gewendet werden.
Greifvögel sind für ihre „Falkenaugen“ berühmt. Ein großer Blickwinkel, eine wesentlich größere Anzahl an Sehzellen, sowie große Augen verhelfen ihnen zu optimaler Sicht.
Geräuschloser Flug
Eulen besitzen ein sehr weiches Gefieder um Fluggeräusche zu minimieren. Außerdem sind die Außenkanten der Schwungfedern „ausgefranst“, was ihnen einen fast geräuschlosen Flug ermöglicht. So stören sie sich selbst nicht bei der akustischen Orientierung und warnen auch ihre Beutetiere nicht.
Gefährdung
Greifvögel und Eulen bekamen in den letzten Jahrhunderten die menschliche Vernichtungswut ungehemmt zu spüren. Erschlagen, erschossen, vergiftet, in Fallen gefangen, lebend oder tot zur Abschreckung für andere Greife oder zum Schutz vor bösen Geistern im Freien aufgehängt oder an Stall- und Scheunentore genagelt. Der menschlichen Perversion war keine Grenze gesetzt und hunderttausende Greifvögel und Eulen starben europaweit einen qualvollen Tod.
Diesen Formen eines bedingungslosen Ausrottungsfeldzuges wurde zum Glück, zumindest in unseren Breiten, ein Ende gesetzt. Heute drohen andere, vielleicht weniger brutale und blutige, jedoch nicht minder problematische Gefahren. Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, Einsatz von Insekten- und Unkrautvertilgungsmitteln, fortschreitende Industrialisierung, zunehmende Freizeit- und Sportaktivitäten in der Natur, ebenso wie vermehrtes Verkehrsaufkommen, verschlechtern sehr oft die Qualität des Lebensraumes.
Abschuss, Fallenfang und illegaler Handel stellen nach wie vor ernstzunehmende Gefahren dar. Auch längst „begraben“ gedachte Alpträume, wie illegale Vergiftungsaktionen, die in den letzten Jahren nicht nur in Österreich sondern auch in ganz Europa unzähligen Greifvögeln das Leben kosteten, lassen befürchten, dass das Überleben unserer „Krummschnäbel“ noch lange nicht gesichert ist.
Schutzmaßnahmen
Ein intakter Lebensraum ist für Greifvögel und Eulen lebenswichtig. So stellen Lebensraumerhalt und Renaturierung stark veränderter Lebensräume wichtige Maßnahmen zum Schutz von Greifvögeln und Eulen dar. Auch Nisthilfen für Eulen und für Greifvögel, Horstbewachung, die Pflege verunfallter Wildvögel sowie die Unterbindung illegalen Handels und Haltens zu kommerziellen Zwecken helfen, die Vögel zu schützen.
Die wichtigste Voraussetzung für ein zukünftiges Überleben der Greifvogel- und Eulenarten auch in Österreich ist allerdings mehr Toleranz.
Toleranz für manchmal verdreckte Balkone oder Dachböden, verursacht durch nistende Turmfalken oder Waldkäuze, für von schlafenden Waldohreulen verschmutzte Grabsteine und für ein wenig nächtlichen Lärm, verursacht durch bettelnde Waldohreulenkinder oder hungrige Sperber, die an einem Futterhäuschen Sperlinge oder Amseln jagen.