Warum es keine „Raubtiere“ gibt
Die Bezeichnung kann einen falschen Eindruck vermitteln und ist heute veraltet
Fleischfressende Tierarten ernähren sich von anderen Tieren. Sie sind entweder Aasfresser oder Jäger, die ihre Nahrung erbeuten müssen. Daher ist die korrekte Bezeichnung diese Tierarten „Beutegreifer“ oder „Greifvogel“.
Die Begriffe „Raubtier“ und „Raubvogel“ stammen aus Zeiten, in denen der Mensch sich als alleinigen Herrscher über die Erde und die Natur betrachtete und deshalb fleischfressende Arten als „Räuber“ verunglimpfte und verfolgte. Das spiegelt sich auch in dem sehr abwertenden Begriff „Raubzeug“ wieder, der in Jagdkreisen noch heute üblich ist.
Mäusebussard
Diese Ansicht hat sich glücklicherweise in breiten Teilen der Bevölkerung gewandelt. Das Wort „rauben“ bedeutet laut Duden: Etwas widerrechtlich und unter Anwendung oder Androhung von Gewalt in seinen Besitz bringen.
Tiere sind aber keine Straftäter, sie ergreifen ihre Beute nicht widerrechtlich. Im Gegenteil: Sie nehmen in einem natürlichen Ökosystem eine wichtige Rolle ein. Beutegreifer tragen durch ihre selektive Auslese von kranken und verletzten Tieren zum Erhalt einer gesunden Population bei. Außerdem verhindern sie langes Leiden und Schmerzen ihrer Beutetiere. Im Gegensatz zum Menschen jagen sie nicht aus Spaß, sie nehmen niemandem etwas widerrechtlich weg, sondern jagen ausschließlich um sich und ihre Familie zu ernähren.
Aus diesem Grund ist die Bezeichnung „Beutegreifer“ anstelle von „Raubtier“ und „Greifvogel“ anstatt „Raubvogel“ zutreffender. Diese Begriffe beschreiben wahrheitsgetreu, dass Beutetiere ergriffen werden. Auch im englischen spricht man richtigerweise von „predators“ und „birds of prey“.
Mit diesem Wissen und etwas Feingefühl sollten auch wir im täglichen Sprachgebrauch diese Tatsache berücksichtigen und das negativ besetzte Wort „rauben“ im Zusammenhang mit Tieren nicht verwenden.