Greifvogelshows
Greifvögel, die für Shows missbraucht werden, leiden unter mehreren Faktoren
In Österreich gibt es immer mehr Greifvogelschauen, bei denen Greifvögel, Eulen und andere Vögel vor Publikum frei fliegen, um dann wieder auf der Hand des Falkners zu landen. Aber wie geht es den Vögeln dabei?
Übersicht
Hungern für den Auftritt
Für die Präsentation ist es notwendig, die Vögel sehr hungrig fliegen zu lassen, damit diese nicht davonfliegen. Aufmerksamen Besuchern fällt deshalb auch auf, dass die Greifvögel sofort nach Anflug auf die Faust der Falkners gierig das in der Faust versteckte Futter fressen. Eine Saison von Frühjahr bis Herbst bedeutet für sie ständigen Hunger.
Fehlprägung als Verhaltensproblem
Für die Flugschau werden von Hand aufgezogene und daher auf Menschen fehlgeprägte Greifvögel bevorzugt verwendet, da diese leichter abzurichten sind.
Mit Erreichen der Geschlechtsreife werden solche „verprägten“ Greifvögel und Eulen fast immer Menschen gegenüber aggressiv. Das entspricht dem natürlichen Aggressionsverhalten innerhalb der Art, um das eigene Revier gegen Konkurrenten zu verteidigen.
Aus Sicherheitsgründen werden deshalb von großen, wehrhaften Greifvogelarten fast nur Jungtiere bei Greifvogelshows präsentiert. Da fehlgeprägte Vögel sehr oft nicht mit Artgenossen vergesellschaftet werden können, verbringen sie den Rest ihres Lebens in Einzelhaft.
Unsicher bei Sonnenschein
Eulen wie der Uhu fliegen in der Nacht oder in der Dämmerung. Bei Tageslicht verstecken sie sich, denn zu dieser Zeit sind sie anderen Vögeln wehrlos ausgeliefert. Eine Flugvorführung richtet sich nicht nach der inneren Uhr der Eulen. Uhus und andere Eulen müssen auch am Tag fliegen.
Frei wie ein Vogel?
Die Unterbringung der Eulen und Greifvögel außerhalb der Präsentation bei der Show geschieht häufig in sogenannter Anbindehaltung. Die Bewegungsfreiheit der Vögel wird dadurch extrem eingeschränkt.
Die wenigen Minuten Fliegen oder Flattern von Faust zu Faust können den Bewegungsdrang eines Greifvogels niemals erfüllen. Sobald der Vogel auf der Hand des Falkners gelandet ist und seine Futterration gierig gefressen hat, wird er sofort an seinen Fußfesseln fixiert und aus der Arena getragen. Damit wird ein Wegfliegen unmöglich gemacht. Trotzdem entkommen immer wieder Vögel während der Vorführung. Da sie an das Leben in freier Natur nicht mehr gewöhnt sind, geraten sie, wenn sie nicht schnell wieder eingefangen werden, oft in Schwierigkeiten, die auch lebensbedrohend sein können.
Gefügig gemacht durch Verhindern von Sinneswahrnehmungen
Die sogenannten Falkenhauben, die den Tieren aufgesetzt werden, um sie ruhig zu stellen, berauben sie ihrer wichtigsten Sinne. Der Verlust des Sehsinnes und die starke Beeinträchtigung des Gehörs bedeuten für sie Stress und Angst.
Sie sitzen nicht deshalb still weil sie beruhigt sind, sondern weil sie blind und taub gemacht keine andere Möglichkeit mehr haben zu reagieren. Wie sie sich dabei fühlen müssen, können wir an uns selbst ausprobieren, denn wir sind ebenso optisch orientierte Lebewesen.
Streicheln, nein danke!
Bei vielen Vorführungen darf das Publikum zum Beispiel einen Uhu anfassen. Die Nähe zu fremden Menschen und gar eine Berührung durch diese, bedeutet für jeden Vogel großen Stress. Das Wegdrehen des Kopfes, Hecheln oder Schließen der Augen sind Anzeichen dafür. Da der Vogel an seinen Beinen angebunden ist, kann er vor dieser Bedrohung nicht fliehen oder sich zur Wehr setzen.
Pädagogisch wertvoll?
Diese Art der Präsentation vermittelt ein absolutes Zerrbild des natürlichen Verhaltens dieser Vögel. Es ist für jeden kundigen Vogelfreund jämmerlich zu sehen wie z.B. Geierarten als ausgeprägte Thermikflieger mühsam von Faust zu Faust flattern, um dort gierig ein winziges Futterstückchen zu verschlingen. Oft gelingt es ihnen nur, den Falkner zu Fuß zu erreichen oder hinter ihm herzulaufen.
Dauerndes Piepsen oder Schreien halten die meisten Besucher für liebevolle Kommunikation der Tiere mit ihrem Betreuer. Es handelt sich dabei jedoch um ein für erwachsene Tiere völlig abnormales infantiles Bettelverhalten. Dies tun diese Arten sonst nur in extremsten Stresssituationen, etwa bei Aggressionen seitens Artgenossen. Sie wollen damit Gegner besänftigen oder auch in extremen Hungersituationen von Artgenossen Futter erbetteln.
Besuchen Sie bitte keine Greifvogelshows, denn Sie finanzieren damit immer Tierquälerei!