Derzeit viele Hasenbabys: Nicht immer müssen sie gerettet werden
Drei neue Pfleglinge in der EGS Haringsee
Haringsee – Die von VIER PFOTEN geführte EGS Haringsee hat wieder drei Hasenbabys übernommen. Derzeit finden auffällig viele Spaziergänger kleine Hasen auf, was am frühlinghaften Wetter liegen kann. Die EGS warnt allerdings: Nicht alle Tiere müssen geborgen werden. Auch wenn es gut gemeint ist: Oft werden sie leider damit auch unnötig von ihren Müttern getrennt, die ohnehin in der Nähe sind.
Die drei neuen kleinen EGS-Bewohner haben unterschiedliche Schicksale. Eines der Hasenjungen wurde auf einem von vielen Kindern und Hunden bevölkerten Spielplatz in Ebenthal gefunden. „Wir haben uns entschlossen, das Kleine nicht dorthin zurückzusetzen, weil es in dieser Umgebung vermutlich nicht in Ruhe hätte aufwachsen können“, erklärt der Tierarzt Dr. Hans Frey, wissenschaftlicher Leiter der EGS.
Ein zweites Hasenbaby wurde von einer Katze gebracht. Dr. Frey erzählt: „Es hatte zwar keine Verletzungen, wurde aber von uns sicherheitshalber trotzdem mit einem Antibiotikum behandelt. Da wir den genauen Fundort nicht mehr nachvollziehen konnten, haben wir das Junge auch nicht mehr zurücksetzen können.“
Der dritte kleine Hase ist Spaziergängern in Untersiebenbrunn aufgefallen. „Der Kleine ist angeblich immer wieder umgefallen, schien also verletzt. Er hat sich aber bei uns jetzt schon gut erholt und ist nicht mehr auffällig“, so Dr. Frey.
Mit dem schönen Wetter sind natürlich viel mehr Spaziergänger unterwegs. Die EGS verzeichnet daher auch mehr Junghasen, die ihr übergeben werden. Dr. Frey erklärt: „Es ist natürlich sehr zu begrüßen, wenn die Menschen sich um die Tiere sorgen. Wenn sie wirklich Hilfe benötigen, ist es auch absolut wichtig, die Babys zu bergen. Aber natürlich besteht auch immer die Gefahr, dass Tiere dadurch ungerechtfertigt ihren Müttern entrissen werden.“
Wichtig ist es zu wissen: Für einen jungen Hasen ist es absolut normal, alleine in seiner Sasse zu sitzen und dort den ganzen Tag auf seine Mutter zu warten. Diese ist zwar meist nicht weit entfernt auf Futtersuche, zeigt sich aber niemals, wenn potentielle Feinde (also auch Menschen) in die Nähe ihres Jungen kommen. „Das ist ein wichtiger Schutzmechanismus, um den genauen Liegeplatz ihrer Jungen nicht preiszugeben“, erklärt Dr. Frey.
Die Bergung eines Junghasen ist also nur gerechtfertigt, wenn er sichtbar verletzt ist oder wenn die Mutter nachweislich verstorben ist, z.B. bei einem Autounfall. Auch wenn eine Katze oder ein Hund ein Jungtier bringen und der Fundort daher nicht mehr feststellbar ist, muss es natürlich gerettet werden.
Den besten Start ins Leben erhalten Jungtiere immer durch die aufopfernde Aufzucht ihrer eigenen Mutter. Und auch wenn man versehentlich eine Junghasen berührt haben sollte, ist das – entgegen den weit verbreiteten Glauben - kein Grund ihn mitzunehmen. Die Hasenmutter versorgt ihr Junges auf jeden Fall weiterhin, auch wenn sie den Menschen am Geruch erkennt.
Niemals sollte aber ein Junghase absichtlich von Menschen berührt werden, da ihn dies in Todesangst versetzt. „Das sehen wir auch immer bei den Pfleglingen, die wir übernehmen. Sie sind zu Beginn durch die ganze Situation so gestresst, dass es immer eine Weile dauert, bis sie überhaupt genug Ruhe finden, um Nahrung zu sich zu nehmen“, sagt Dr. Frey.
Dr. Frey appelliert auch an die Verantwortung der Hundehalterinnen und -halter: „Sollten Hunde ihren Jagdtrieb nicht unter Kontrolle haben, ist es gerade in der Jungtiersaison sehr wichtig, Hunde an der Leine zu halten.“
In der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee konnte im Jahr 2020 2.196 Tieren geholfen werden. Alle jungen Eulen und Greifvögel wurden, wenn möglich, durch Ammeneltern der gleichen Art großgezogen und zu 90% wieder freigelassen. Die EGS ist die einzige Pflegestation, in der Jungvogelfindlinge durch Ammen derselben Vogelart, also in einem natürlichen Familienverband, großgezogen werden können. Dadurch werden die schädlichen Folgen einer Handaufzucht vermieden. Auch Sumpfschildkröten, Igel, Fledermäuse und andere Kleinsäuger wurden fachmännisch versorgt und, wenn möglich, wieder in die Natur entlassen.
Mehr Informationen zur EGS finden Sie auf www.eulen-greifvogelstation.at oder jeweils aktuell auf Facebook.
Mag. Elisabeth Penz
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