Bernhardstal: Kleine Sumpfohreulen wurden beim Mähen zu Waisen
Tödlicher Unfall durch „späte Familiengründung“ – Jungtiere nun in der EGS Haringsee
Haringsee - Die Landwirte im nördlichen Weinviertel achten bei der Mahd in der Regel vorbildlich auf nistende Vögel. Aufgrund einer, salopp gesagt, späten Familienplanung kam es leider vor kurzem dennoch zu einem tödlichen Mähunfall im Bernhardstal, aus der zwei Sumpfohreulenbabys als Waisen hervorgingen. Sie sind die jüngsten Pfleglinge in der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS).
„Die beiden Jungtiere stammen aus einer ungewöhnlich späten Eiablage“, berichtet VIER PFOTEN Expertin Brigitte Kopetzky. „Niemand rechnete mehr damit. So passierte es, dass das Gelege aus sechs Eiern und einem gerade geschlüpften Jungvogel vor 14 Tagen ausgemäht wurde. Die Eulenmutter hat das leider nicht überlebt.“ Das Nest wurde in die EGS gebracht, wo nach etwa einer Woche ein weiterer Jungvogel im Brutschrank schlüpfte. Die beiden Küken entwickeln sich sehr gut und werden, sobald sie selbstständig sind, wieder in die Natur entlassen.
Im nördlichen Weinviertel gab es im heurigen Jahr, bedingt durch ein hervorragendes Futterangebot, außergewöhnlich viele Sumpfohreulen-Brutpaare. Ornithologen zählten über 100 Nester der hübschen Eulen.
„Da Sumpfohreulen in Feldern und Wiesen am Boden brüten, beobachten die Ornithologen jedes Nest genau. Sie besprechen mit den betroffenen Bauern dann einen geeigneten Mahdzeitpunkt, um den Jungvögel ein ungestörtes Ausfliegen zu ermöglichen. Diese Kooperation klappt auch hervorragend. Leider kann man aber Unfälle nie zur Gänze ausschließen“, erklärt Kopetzky.
In der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee konnte im Jahr 2018 2.098 Tieren geholfen werden. Alle jungen Eulen und Greifvögel wurden, wenn möglich, durch Ammeneltern der gleichen Art großgezogen und zu 90% wieder freigelassen. Die EGS ist die einzige Pflegestation, in der Jungvogelfindlinge durch Ammen derselben Vogelart, also in einem natürlichen Familienverband, großgezogen werden können. Dadurch werden die schädlichen Folgen einer Handaufzucht vermieden. Auch Sumpfschildkröten, Igel, Fledermäuse und andere Kleinsäuger wurden fachmännisch versorgt und, wenn möglich, wieder in die Natur entlassen.
Mehr Informationen zur EGS finden Sie auf www.eulen-greifvogelstation.at oder jeweils aktuell auf www.facebook.com/eulengreifvogelstation/.
Mag. Elisabeth Penz
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