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Siebenschläfer

Mastjahre - Wechselwirkungen in der Natur 

Mastjahre stellen einen Teil natürlicher Regulative dar, die von Menschen positiv wie negativ beeinflusst werden können

17.9.2021

Fast alle Arten von Nagetieren, ganz besonders aber Wühlmausarten, tendieren zu zyklischen Bestandsentwicklungen in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot. 

Bei Waldbewohnern, wie Waldmäusen oder Rötelmäusen, sind es "Mastjahre" bei Rotbuche, Eiche oder auch Koniferen, bei Feldmäusen bestimmte Fruchtfolgen (z.B. Kleeäcker) und grundsätzlich die Form der Bewirtschaftung, die zu einem Ansteigen der Population führen. 

Übersicht

Beutegreifer reagieren auf die Populationszunahme

Arten, die großräumig mobil sind, reagieren mit Zuwanderung. Das konnte man z.B. sehr gut im Sommer 2019 im nördlichen Weinviertel/Niederösterreich beobachten. Dort kam es in diesem Jahr zu einer explosionsartigen Vermehrung von Feldmäusen und gleichzeitig zu einem Zuzug von über 100 Brutpaaren der Sumpfohreule. Diese Eulenart brütet sonst nur sporadisch in Österreich. 

Gleichzeitig zur Zuwanderung kommt es zu vermehrtem Nachwuchs aller heimischer Mäuse fressenden Arten. Greifvögel und Eulen (z.B. Turmfalken, Waldohreulen, Schleiereulen) ziehen mehr Junge auf als in „normalen“ Jahren oder brüten sogar mehrmals in einem Jahr. 

Sehr effektive Fressfeinde für Wühlmäuse sind außerdem alle Wieselarten, aber auch andere Marderverwandten wie Iltisse, Stein- und Edelmarder, ebenso wie Füchse. 

Mauswiesel können auch in die Bauten der Mäuse eindringen und daher die Reproduktion maßgeblich beeinflussen. 

Der Mensch stört diese Regulative nachhaltig

Wiesel in Haringsee

Leider werden all diese Säugerarten aus rein jagdlichen Gründen radikal verfolgt und getötet, in vielen österreichischen Bundesländern sogar ohne jede Schonzeit! 

Steppen- und Waldiltisse sind in manchen Bezirken Niederösterreichs fast ausgelöscht, Wiesel sehr selten geworden. Trotz sehr guter Dokumentationen von Biobauern mit heftiger Kritik an jagdlichen Strategien beharren die Jäger auf diese Tradition. 

Gift ist keine Lösung

Maus

Treten dann Schäden im Getreideanbau auf, kommen Gifte zum Einsatz - leider mit nachhaltigen Nebeneffekten: Es werden nicht nur Mäuse getötet, sondern durch sogenannte Sekundärvergiftung auch Tiere, die sich von den vergifteten Mäusen ernähren. 

Mausbestände erholen sich von solchen Vergiftungsaktionen viel schneller als ihre Fressfeinde, da sie, im Gegensatz zu den jagenden Arten, ganzjährig mit großen Jungenzahlen reproduzieren.

Unterstützung für Mäuse-Fressende-Arten

Viele Biobauern bestücken ihre Äcker mit Sitzwarten für Greifvögel. Diese Sitzstangen bieten gute Aussichtswarten, von denen aus Beutegreifer gut jagen können. 

Da Eulen und Falken keine eigenen Nester bauen können, sind sie auf die Nester anderer Vögel angewiesen, um dort ihre Jungen aufzuziehen. Besonders Krähen- und Elsternnester sind daher sehr wichtig für das Überleben von Waldohreulen und Turmfalken. 

Eine Bekämpfung von Krähenvögeln, die leider in vielen Regionen schonungslos durchgeführt wird, ist also kontraproduktiv und sollte unbedingt vermieden werden. 

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